Deutsche Vorstände auf twitter

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Dax-Vorstände bei Twitter? – Bisher Fehlanzeige

Alle großen Dax-Konzerne haben soziale Medien längst für sich entdeckt. Auch Twitter ist fester Bestandteil der Marketingstrategien und eignet sich dafür, in Kurzform auf Neuigkeiten aufmerksam zu machen. Ganz anders sieht es hingegen bei den Managern der Konzerne aus – für sie scheint Twitter noch immer Neuland zu sein.

Dabei bieten soziale Netzwerke für Unternehmenschefs enorme Möglichkeiten. Sie können Reichweite generieren und Einfluss üben. Googles Executive Chariman Eric Schmidt macht vor wie es geht: in regelmäßigen Abständen berichtet er seinen über 1,2 Millionen Followern auf Twitter über Neuigkeiten aus seinem und dem Leben des Konzerns.

In den USA gehören Twitter und Co. einfach dazu

Die Vorstandsvorsitzenden der Dax-Konzerne hierzulande sind deutlich vorsichtiger was Social-Media im Allgemeinen angeht. Die letzte große Studie aus dem Jahr 2011 hatte gezeigt, dass nur 24 der 182 damaligen Vorstände überhaupt irgendeinen Social-Media-Kanal nutzen. Der Stand heute sieht nicht viel besser aus: nur 3 der 30 Vorstandsvorsitzenden nutzen Twitter.

SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott

Ironischerweise ist es ausgerechnet ein Amerikaner, der bei Twitter am aktivsten ist. SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott liefert seinen rund 22.000 Followern zwei- bis dreimal wöchentlich ansprechenden Content. Zuletzt machte er etwa auf zwei Charity-Aktionen aufmerksam, die er als Pate unterstützt. Aber auch persönliche Botschaften von McDermott lassen sich bei Twitter finden:

„Celebrating our 25th anniversary with my wife Julie, the woman of my dreams. No bond means more to me. Love makes life worth living!“

Diese Liebeserklärung an seine Frau verfasste der Amerikaner passend zum 25. Jahrestag am 20. April. Immer wieder macht der SAP-Vorstandssprecher aber auch auf berufliche Veranstaltungen und Vorträge aufmerksam. Der Mix aus persönlichen Inhalten und geschäftlichen Posts wirkt authentisch und kommt gut an: in den letzten 1,5 Jahren konnte McDermott seine Follower-Zahl mehr als verdoppeln.

Dieter Zetsche und Norbert Reithofer

Die anderen beiden Dax-Vorstands-Chef, die ebenfalls auf Twitter vertreten sind, heißen Dieter Zetsche (Daimler) und Norber Reithofer (BMW). Beide sind allerdings nicht wirklich aktiv auf dem Kurznachrichtenportal unterwegs. Die Accounts wurden lediglich registriert, um sie in Zukunft theoretisch nutzen zu können.

Warum nutzen die Dax-Chefs Twitter nicht?

Eine tatsächliche Erklärung dafür, warum der Kurznachrichtendienst von den Dax-Vorständen nicht genutzt wird, gibt es nicht. Ein möglicher Ansatz besteht darin, dass die Konzernchefs vorsichtig sind und sich nicht den Reaktionen der breiten Masse aussetzen wollen. Wer Persönliches preisgibt, macht sich schließlich angreifbar. Zudem kostet die Verwaltung vergleichsweise viel Zeit – und die haben die Konzernchefs bekanntermaßen nicht. Wer einen authentischen Twitter-Kanal wie McDermott führen möchte, investiert einige Stunden pro Monat.

Möglicherweise ist den Konzernchefs Twitter hierzulande aber auch einfach nicht verbreitet genug. Eine Umfrage von Tomorrow Focus Media aus dem Jahr 2015 könnte das bestätigen. Auf die Frage: „Welche Social-Media-Plattformen nutzen Sie?“ antworteten die Befragten Internetnutzer wie folgt:

  1. Facebook; 80,5 %
  2. Youtube; 60,9 %
  3. Xing; 28,2 %
  4. Google; + 27,5 %
  5. Twitter; 23,1 %

Selbst unter den Menschen, die regelmäßig im Internet surfen, ist also nur rund ein Viertel bei Twitter aktiv. Das Paradoxe: auch auf Facebook, Xing oder internationalen beruflichen Netzwerken wie LinkedIn sind die deutschen Dax-Vorstände kaum zu finden.

Für den Fall Twitter gilt die Anti-Social-Media-Haltung aber keinesfalls nur für die Chefs der Top-Konzerne. Selbst innovative Unternehmer wie der Münsteraner Jan Beckers nutzen Twitter nicht oder nicht mehr. Der Gründer der HitFox Group betreut aktuell mehrere Start-ups und verhilft diesen dabei, den Markteintritt zu schaffen. Viele der geförderten Unternehmen sind dabei ausschließlich im Online-Bereich tätig. Jan Beckers müsste also mit der Materie gut vertraut sein – und doch nutzt er Twitter bereits seit Oktober 2015 nicht mehr.

Immerhin: die Konzerne selbst sind auf Twitter aktiv

Im Gegensatz zu ihren Vorstandsvorsitzenden haben immerhin die PR-Abteilungen der Dax-Konzerne erkannt, was die Reichweite bei Twitter und Co. bringen kann. Die Strategien wirken ausgereift und auf das Medium Twitter abgestimmt. So posten die Konzerne etwa regelmäßig Bilder neuer Produkte, wichtiger Messen oder machen auf Events aufmerksam. Über die Konzernchefs selbst wird dabei ebenfalls berichtet – so sind die Dax-Vorstände zumindest über Umwege auf Twitter aktiv.

Dies ist ein Gastbeitrag von M. Weber, der für die 365 AG tätig ist, deren Vorstand Antoine Beinhoff ist. Beinhoff selbst ist übrigens auf twitter aktiv.

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